Pressebericht JCH 8.11.2019

Beifallsstürme für die „Zydeco Queen“

Internationale Spitzenband mischt den Club auf

(ez) Also Zydeco – vielleicht nicht ganz die Sache für Jazz-Puristen, aber so voller Rhythmus, voller „drive“ und voller Lebensfreude, dass man die Musik einfach mögen muss. „Genial, diese Band“ meinten denn auch viele Zuhörer am vergangenen Donnerstag im alten Bahnhof. Diese schnelle Musikform aus Louisiana, entstanden Anfang des 20. Jahrhundert und mit Waschbrett und Akkordeon als prägenden Instrumenten, ist die moderne Ableitung des Cajun, der traditionellen Volksmusik der frankophonen Einwanderer. Die Songtexte sind sowohl in Englisch als auch in Französisch.


„Zydeco Annie & Swamp Cats“ hatten vom ersten Takt an ihr Publikum fest im Griff. Der größte Teil der Songs waren Eigenkompositionen, aber ganz in der Tradition der vielfältigen alten Themen wie Liebe und Leidenschaft, Alltagssorgen, Romantik und Freundschaft. Vielfältig und somit klanglich auch sehr abwechslungsreich war die Instrumentierung der Stücke. Anja Bandauf alias „Zydeco Annie“ spielte virtuos und schwungvoll Piano, Konzert-Melodica, Akkordeon und Melodeon, die diatonische Handharmonika, die deutsche Einwanderer Ende des 19. Jh. in die Südstaaten mitbrachten. Sie moderierte auch den Abend. Das Waschbrett – hier nicht die traditionelle Form aus Omas Waschküche, sondern eine Art Halbharnisch mit Rillen – hatte Frédéric Berger umgehängt, der zudem charmant und teils pantomimisch untermalt für den Gesang zuständig war. Gitarre und Bongo spielte er außerdem. Aus Italien der Bassgitarrist Marco Piludu, aus New Orleans Helt Oncala mit Fiddle und Gitarre und „nur“ aus München am Schlagzeug Stefan Bandauf, drei versierte Bandplayer und drei überzeugende Solisten.

Den Titel „Zydeco Queen“, eine sehr romantische Rumba, hatte Annie von ihren Bandkollegen als Geschenk bekommen. „Cocotine“ erzählte von der unerwiderten Liebe zu einem Mädchen, zu dem erdig-kraftvollen Blues „I’m coming home“ spielte Helt Oncale ein langes Gitarrensolo. Passend zum Ort des Konzerts, aber nicht abgesprochen, der Titel „Louisiana Train“ und danach, um die Textfestigkeit der Gäste zu testen, zum allgemeinen Mitsingen „You are my sunshine“. Weit weniger sonnig, vielmehr gruselig-düster „The voodoo master“ mit monotoner Trommelbegleitung, dann ein Ragtime aus der 30er Jahren, ein wilder Boogie-Woogie, ein langsamer Walzer aus dem Film „The Big Easy“ – ganz klar, dass an diesem Abend keine Langeweile aufkam und tanzen war nicht nur erlaubt, sondern explizit erwünscht. Diese Band einzuladen, war ein echter Glücksgriff.

Das nächste Konzert im Jazz-Club ist am „dritten Feiertag“, 27. Dezember. Ab 20 Uhr bieten „The Busquitos“ Jazz, Pop, Rock’Roll und eine tolle Bühnenshow.