Pressebericht TAH vom  31.03.2025

Hart, soft, spontan und mitreißend - 
Hochleistungs-Blues an zwei Abenden

11. Weserbergland Bluesfestival in Holzminden / Hochklassige Bands begeistern im Jazzclub

VON JÜRGEN BOMMER

HOLZMINDEN. Hart, soft, spontan und mitreißend, vor allen Dingen aber musikalisch wieder einmal rundherum perfekt präsentierte sich das Weserbergland- Bluesfestival im Jazz-Club Holzminden. Zur 11. Auflage dieses auch überregional viel beachteten Konzertereignisses hatten die Veranstalter vier Bands eingeladen, die allesamt in den höchsten Sphären des Blues Himmels angesiedelt sind.

Damit manifestierte der Club auch im 40. Jahr seines Bestehens erneut seinen Ruf als erstklassige Quelle für großartigen Musikgenuss unterschiedlichster Couleur. An zwei Tagen erlebten die Besucher Blues vom Feinsten und eine Stimmung, wie sie so wohl nur im Jazz-Club Holzminden möglich ist. Den Auftakt zum langen Blues-Wochenende bildeten am Freitagabend The BluesCuts. Die Mitglieder der vierköpfigen Band kommen aus Holzminden, Höxter und Hannover und sind allesamt, wenn auch in anderen Formationen, alte Bekannte im Jazz-Club. Dementsprechend leichtes Spiel hatte die Combo um Frontmann Stefan Neumann, das Publikum auf Betriebstemperatur zu bringen. 

Dabei stand an diesem Abend das Thema Frauen im Fokus ihrer Playlist. Klassiker wie “She got the Devil in her”, aber auch Stücke von Chester Burnett und Tom Waits waren perfekt auf die sonore Stimme Neumanns zugeschnitten und nahmen die Zuhörer mit auf eine Reise in den Süden der Vereinigten Staaten. Dabei präsentierten sich auch Malte Nesslinger am Keyboard, Christoph Dörfler am Bass und auch Ulli Pohl am Schlagzeug in allerbester Spiellaune.

Die zweite Band des Abends kam dann deutlich weniger textlastig daher, präsentierte den 100 Besuchern des Gigs dafür ein instrumentales Feuerwerk, das es in sich hatte. Das Gregor Hilden Organ Trio, allen voran ihr Namensgeber, Sänger und Gitarrist Gregor Hilden hat sich in der Vergangenheit einen international herausragenden Ruf erworben. Und dabei ist jedes Mitglied an seinem Instrument eine Klasse für sich. 

Wolfgang Roggenkamp ging an der Hammond-Orgel derartig ab, dass sich manch ein Besucher fragte, was es wohl braucht, um soviel musikalischen Enthusiasmus zu entwickeln. Auch Dirk Brand eskalierte an den Drums stellenweise derartig, dass man das Gefühl bekommen konnte, er wolle das alte Bahnhofsgebäude abreißen. Zusammen mit ihrem genialen Gitarristen lieferten sie eine Mischung aus Blues und Jazz ab, die das Publikum immer wieder zu spontanen Beifallsbekundungen hinriss. 

Dieser Begeisterung konnte sich auch Stefan Neumann von The BluesCuts nicht entziehen. “Hast du das eben gehört? Absolut fantastisch” flüsterte Neumann dem TAH Reporter nach ein paar grandiosen Riffs von Gregor Hilden ins Ohr. Und dass sie singen können, das bewiesen die drei Musiker dann auch noch. Mit Songs von Mose Allison, Peter Green und Marvin Gaye trafen sie damit voll den Geschmack des mittlerweile bestens gelaunten Publikums. 

Noch einmal voller als am ersten Festival-Tag wurde es im Club am Samstag. Gut 150 Besucher zählten Ute Gundelach und Roland Berthold an der Kasse. Zu Buletten, Käsespießen, Schmalzbroten und einem frisch Gezapften war wieder erstklassiger Blues aus deutschen Landen, aber verschiedenster Einflüsse zu hören. 

Mit klassischem Blues der alten Frankfurter Schule, mal stampfend, mal rollend, kam “Unchained” daher. Den Sänger und Gitarristen Hendrik Fricke, nach einem Unfall noch nicht wieder fit, vertrat Matthias Baumgart in bester Weise undirgendwie an Gary Moore erinnernd. Mit Klassikern wie “Little Red Rooster”, dargeboten von einer stilsicheren Band erfahrener Musiker, die ihr Handwerk verstanden, konnte sich das Publikum eingrooven und Witterung für den Rest des Abends aufnehmen.

Deutlich lebensfroher, mit mehr Präsenz, Drive und Entertainment, präsentierten B.B. & the Blues Shacks ihre Show. Die Hildesheimer Band um die Arlt-Brüder Michael und Andreas, die vor wenigen Monaten in ihrer Heimatstadt ihr 35-Jähriges feierten, zog in gewohnter Manier alle Register. Das war erste Liga von der ersten bis zur letzten Note, das Publikum einbeziehend und mitreißend, musikalisch traumwandlerisch sicher und überzeugend. 

Erdiger Blues der 50er Jahre, alles überstrahlend, die geniale Gitarrenarbeit von Andreas Arlt, schwungvoller Rhythm ’n’ Blues und gern ein Tiegel Soul-Schmalz, mit Charme vorgetragen von Michael Arlt – die Shacks können es einfach und brachten den Club schnell zum Pulsieren. 

Auf das Programm des Weserbergland Blues Festivals ist Verlass und auf den Jazz-Club sowieso. Was wäre die regionale Livemusik-Szene ohne diesen Verein und ohne diesen familiären Konzerttempel, in dem längst auch der Blues eine Heimstätte gefunden hat!?

Fotos: Thomas Specht / Jürgen Bommer