Pressebericht JCH 22.5.2022
„The Toughest Tenors“ machen kräftig Wind
Berliner Jazzquintett entführt in die Zeiten des Hardbop
(ez) Sie wollten nach eigenem Bekunden zeigen, woher das „Hard“ beim Hardbop kommt, wieviel Muskelmasse der Blues hat und wo die sogenannten „Battles“ des Rap wirklich ihren Ursprung haben. Vorhaben gelungen, kann man nach dem Konzert am Samstag im alten Bahnhof zusammenfassend nur sagen.
Die fünf Berliner Musiker, angeführt von den Tenor-Saxophonisten Bernd Suchland und Patrick Braun, haben den Club kräftig aufgemischt. Ein satter Sound, virtuose Soli, überbordende Energie und mitreißende Präsentation prägten den Auftritt. Im Geiste edlen Wettstreits und gänzlich ohne Verletzte gingen die „Battles“ – also die Duelle - der beiden dominierenden Saxophone aus. Solche „Battles“ waren in den 50er und 60er Jahren bei den Auftritten schon legendärer Musiker wie Dexter Gordon, Wardell Gray, Johnny Griffin und anderen überaus beliebt. Zum Glück sind viele Original-Arrangements erhalten geblieben. Und so umgarnen sich die Saxophone, raunzen sich an, fallen einander ins Wort, argumentieren und fordern sich heraus, um sich letztlich zu versöhnen und gemeinsam zu einem mitunter überraschend abrupten Ende zu kommen. Individuelle Tongebung auf gleichen Instrumenten, und das volle Ausschöpfen der Möglichkeiten von flüstern und hauchen bis zu tuten, von tiefsten Tönen bis zu höchsten Trillern boten einen exquisiten Hörgenuss.
Die weiteren Instrumente, nämlich Piano (Dan-Robin Matthies), Kontrabass (Lars Gühlcke) und Schlagzeug (Ralf Ruh), boten weitaus mehr als nur „Hintergrundmusik“ für die Saxophone. Alle drei überzeugten auch mit zahlreichen ausgefeilten Soli, und wenn die Bläser kurz pausierten, gaben sie ein perfektes eigenständiges Jazz-Trio ab.
Zwischen dem Eingangsstück „Light and lovely“, einem Blues von Eddie Davis, und dem letzten Titel „The chase“ von Dexter Gordon, einer echt wilden Jagd, ging es im „Land of dreams“ vorbei, einer sehr raschen Rumba, und dem langsamen, eine seltsame Stimmung vermittelndem „Misterioso“ von Thelonius Monk folgte eine elegische Ballade über die wohl unerreichbare Lady „Cynthia Sue“. Natürlich ließ das begeisterte Publikum die Band am Ende nicht ohne Zugabe von der Bühne. „Leapin‘ on Lennox“, bekannt mit Eddi „Lockjaw“ Davis, bekam noch einmal sehr langen Applaus. – Nach kurzer Berechnung müssten „The Toughest Tenors“ dann wieder 2026 in Holzminden auftreten, wenn sie sich an den bisherigen Rhythmus ihrer Konzerte halten. Freuen wir uns schon darauf!
Das nächste Konzert im Jazz-Club ist am 25. Juni um 20 Uhr mit der Band „Sixtifive Cadillac“.