Pressebericht JCH 19.5.2025
Zwei Gitarrenmeister in harmonischem Moll
Joe Bawelino und Gige Brunner begeistern ihr Publikum
Mittagszeit im Jazz-Club am Sonntag, für open air ein wenig zu frisch, für drinnen gerade richtig. Auf der Bühne nur zwei Stühle, aber rasch füllt der mitreißende Sound der beiden akustischen Gitarren den Raum. Zwei gestandene Experten des Gitarrenspiels, zwanzig wendige Finger und eine umwerfend abwechslungsreiche Auswahl an Stücken bestimmen den Auftritt. Mit fränkisch-trockenem Charme führt Gige Brunner durch das Programm, erzählt dabei, wie sie immer eine Liste aufstellen und dann meistens doch nach Gefühl davon abweichen. Ein Blick reicht zur Verständigung, und weiter geht es.
Sie spielen Titel, die „auf keinen Fall zu zweit gespielt werden dürfen“, denn für „Caravan“ von Duke Ellington, „da braucht’s schon eine große Band“. Der „Lehrauftrag mit Lernzielkontrolle“ kommt zur Sprache. Zwischenruf aus dem Publikum bei Erkennen des Titels nach den ersten Noten erbeten – es ist das „Girl from Ipanema“. Während der rasanten Fingereskapaden von Joe Bawelino ist Gige Brunner die zuverlässige rhythmische Begleitung, aber nicht nur das. Mit seiner Fingerstyle-Technik folgt er seinem Vorbild Luiz Bonfá, der in den 50er und 60er Jahren für Bossa Nova stand. „Der Bass wird gleich mitgespielt, das erübrigt den Bassisten und spart so Gage.“
Flotte Stücke (von Fats Waller „Honeysuckle Rose) wechseln sich mit
gefühlvollen Balladen ab („Moonlight in Vermont“ auf Wunsch eines Gastes), Samba und Mambo gibt es, Slow Fox, sehr viel Swing, ein wenig Gershwin und Cole Porter, dazu reichlich Bossa Nova von Antônio Jobim, swingende alte Schlager und Musik aus dem Tatort (unvergessen Manfred Krug und Charles Brauer mit „Bye bye blackbird“). Schnuckenang Reinhardt steuert den Swing „Me hum mato“ bei, sehr lyrisch, auch wenn es darum geht, wie besoffen da einer ist. „Ein bayrisches G’stanzerl über den Georg“ entpuppt sich als das überaus beliebte „Sweet Georgia Brown“. Dieser Titel von Django Reinhardt durfte natürlich nicht fehlen und bekam begeisterten Applaus. Müßig, zu erwähnen, dass die Musiker ohne Zugaben nicht von der Bühne durften. Sie waren zufrieden mit dem Publikum und das Publikum mit ihnen.